Undichte Bezerra BZ10

Bezerra BZ10

Erste Ansicht

Natürlich habe ich als erstes gemessen, ob die undichte Bezerra BZ10 intakte Schutzleiter und Isolation hat. Das war auch der Fall. Daraufhin habe ich entkalktes Wasser in den Wassertank gefüllt und die Maschine wieder eingeschaltet. Der Druck steigt nur wenig und sehr langsam, was bei 1,4 KW Heizleitung seltsam ist. Das Gerät erzeugt Dampf und auch der Heißwasser-Austritt funktioniert. Dann habe ich den Kaffee-Bezugsknopf gedrückt und Wasser kam aus dem Siebträger – aber Wasser war ebenso unter der Maschine zu finden. So hatte es auch die Besitzerin berichtet. Das Erschreckende war jedoch, dass sich bei der erneuten Isolationsmessung zeigte: Es lag ein Fehler vor. Klug, dass die Maschine nach dem Wasseraustritt gleich außer Betrieb genommen wurde, denn sonst wäre der FI Schalter die letzte Instanz gewesen, Schäden für Menschen zu verhindern.

Diese schöne Bezerra BZ 10 ist undicht.

Die undichte Bezerra BZ10 wurde geöffnet

Es war also klar, die Maschine muss geöffnet werden, um die Undichtigkeit zu finden. Sehr schön ist, dass Inbusschrauben der gleichen Größe verwendet werden. Die Maschine ist schön und solide aufgebaut. Es machte Freude, mal wieder so eine verchromte Metallmaschine zu reparieren. Auffallend war, dass ein Fuß hinten links lose war und ebenso die Gehäuseschraube hinten links. Zudem hatte jemand schon das Garantiesiegel geöffnet. Im inneren der Maschine war das Elektronikmodul lose.

Nur eine der losen Schrauben

Einfache Zugänglichkeit zur Heizung im Boiler

Interessant ist die kleine Kunststoffwanne unter dem Boden der Maschine: Hinter ihr verstecken sich der Kessel und die Heizung. Und natürlich sammelte sich darin Wasser und kam mit den Anschlüssen der Heizung in Berührung, darum konnte ich einen Isolationsfehler messen. Ich denke, an dieser Stelle sollte ich noch mal darauf hinweisen: Was sich hier so einfach liest, ist nicht ungefährlich. Wasser und Strom in Heizgeräten sind immer kritisch. Ich habe eine entsprechende elektrische Ausbildung und weiß darum, was ich wie mache und welche Vorsichts- und Schutzmaßnahmen ich treffen muss.

Boiler mit elektrischen Anschlüssen

Weitere Beobachtung

Was mir im Probebetrieb noch auffiel: Die grüne Leuchte war immer aus. Die orangefarbene zeigt wohl Fehler an, aber in der Form, dass sie erlischt, wenn ein Fehler vorliegt. Die grüne ist die Betriebsleuchte und sollte also ab dem Einschalten an sein. Bei der Umschau in der geöffneten Maschine konnte ich zwar Wasser sehen, aber nicht genau, wo es herkam. Also habe ich noch mal einschalten müssen . Beim Kaffeebezug war dann gleich zu sehen, dass eine Kupferleitungsverschraubung undicht war und ein Silikonschlauch.

Blick von oben auf den Boiler

Nun kann ich ein neues Kupferrohr mit Fittings kaufen, denn die Passfläche müsste man vielleicht abdrehen, um wieder einen dichten Sitz zu gewährleisten, aber am Rohr kann man die Überwurfmutter nicht weit genug zurückschieben. Also habe ich mich entschieden, eine Kupferdichtung einzusetzen um die undichte Bezerra BZ10 . Diese hatte ich natürlich nicht im passenden Maß, also habe ich mir eine zurechtgemacht und eingesetzt. Dann wieder alles verschraubt und noch den Silikonschlauch gewechselt, den ich zufällig noch in der lebensmitteltauglichen Variante hier hatte. Anschließend habe ich einen Testlauf durchgeführt, der erfolgreich verlief. Ich habe die Maschine noch mit viel Wasser durchgespült, der Kessel fasst immerhin 1,5 Liter, da die Maschine mitten im Reinigungsprozess undicht wurde. Schließlich war es soweit und ich konnte einen Probelauf mit Kaffee machen.

Überlegungen zum Brühdruck, Bezerra im Besonderen

Dabei fiel mir auf, dass der Brühdruck zu hoch war, er lag bei 12 Bar und damit im tiefroten Bereich der Anzeige, diesen habe ich also mit Hilfe des Blindsiebes eingestellt. Interessant ist, dass hier behauptet wird, der Brühdruck bei Vibrationspumpen in Bezerra-Maschinen solle höher sein als die gewöhnlichen 9 Bar; der Verfasser begründet das mit der Förderleistung der Pumpen. Fraglich, warum dann die Skala der Maschine ab 10 Bar tiefrot ist. Auch physikalisch interessant, denn mit höherem Druck wird die verrichtete Arbeit größer; um eine gute Crema zu erstellen, müsste ich also bei höherem Druck die Kaffee-Bohnen feiner mahlen. Die Wassermenge in gleicher Zeit sollte also größer sein. Das Ziel ist aber immer ein gute Crema und dazu darf nicht zu viel Wasser pro Zeit durch das Kaffeepulver fließen. Ich bin ratlos. Da wird behauptet, das sei durch Versuche erwiesen, nun wäre also davon auszugehen, dass alle Espresso-Maschinen mit Vibrationspumpen bei höherem Druck gefahren werden. Dann machen aber viele einen Fehler, denn die stellen einen Druck von 9 Bar ein.

Druckanzeige, interessant gemacht bei Druckzuständen in einer Anzeige

Vielleicht lese ich die Anzeige auch falsch ab und rot ist der Zielbereich, den hätte ich dann aber grün gemacht. Nun ja, nehmen wir an, der Zielbereich ist rot: Dann ist der Kesseldruck aber auch zu hoch, denn das Druckventil öffnet bereits bei 1,5 Bar, also unterhalb des roten Bereichs

Im Anschluss habe ich noch mal alle Silikonschläuche geprüft und – wo nötig – gereinigt. Die Fittings noch mal auf Dichtigkeit geprüft und das Innere der Maschine gesäubert.

Nachdem die bei ies bestellte Kontrollleuchte und der Schalter angekommen waren, habe ich diese verbaut, alles noch mal getestet und die vormals undichte Bezerra BZ10 wieder zusammengebaut. Dann natürlich noch einen leckeren Kaffee gebrüht und natürlich abschließend eine Isolationsprüfung vorgenommen.

Crema bei 9 Bar

Abschließendes

Es war mal wieder schön, so einen verchromten Siebträger zu reparieren. Die Kombination aus Mechanik und Elektrik – Elektronik ist sehr sparsam eingesetzt – zu reparieren. Auch spannend, dass behauptet wird, dass Vibrationspumpen einen höheren Druck fahren sollen, das wird mich noch beschäftigen. Ich möchte noch mal darauf hinweisen, es ist nicht ganz harmlos, dieses Zusammenspiel von 230V, Metall und Wasser. Also bitte, wenn ihr unsicher seid, wendet euch an Fachleute.