Pfaff 7550 – Elektronik defekt


Mir wurde vor ein paar Tagen eine Pfaff 7550 mit defekter Elektronik gebracht. Die schöne Pfaff 7550 kommt also mal auf meinen Tisch und wird eingeschaltet. Es zeigen sich auch gleich die beschriebenen Fehler, das Display leuchtet, zeigt aber nichts an, alle LEDs sind an und bei der Betätigung des Pedals passiert nichts!

Zustand der Pfaff 7550 bei Ankunft

Erste Betrachtungen


Das sieht erst mal interessant aus, um nicht zu sagen, das sieht arg aus. Denn die LEDs und das Display werden vom ASIC und vom Controller angesteuert. Da ich schon mal einen defekten ASIC erlebt habe, weiß ich, was irreparabel ist. Also schraube ich die Maschine auf, um an die Elektronik zu kommen. Dabei ist zu sehen, dass der größte Stecker keine Rastnasen mehr hat. Da er dennoch fest ist, vermute ich, dass er geklebt worden ist. Beim Lösen des Stecker knarzt es auch sehr, da habe ich eigentlich immer Angst, dass die Rastnasen abbrechen, hier sind sie aber schon weg, was mich entspannen lässt.


Als ich dann endlich die Platine frei vor mir habe, sehe ich auf der Platine Spuren von defekten Kondensatoren. Da hatte ich schon mal den Fall, dass ein „ausgelaufener“ Kondensator die Leiterbahn weggeätzt Link hatte. Also reinige ich die Stellen, um zu sehen, ob ein Schaden vorliegt. Die Kondensatoren selbst sind schon mal getauscht worden, wie mir berichtet wurde, und sie sehen auch sehr anders aus als die originalen Kondensatoren. Und hier sehe ich dann auch, warum Hard- und Software-Fehler als „Bug“ bezeichnet werden. Es gibt sie wirklich – die toten Tiere in elektro-mechanischen Maschinen.

Bug In Der Maschine

Fehlern auf der Spur

Die Sicherung auf dem Board scheint defekt zu sein, ich frage mich nur, warum. Denn die Kondensatoren sind ja getauscht worden. Wobei ich das eigentlich nicht mag, da ich dann nicht sehen kann, ob alle Schäden repariert sind.

Es zeigt sich, dass irgendwo auf der Low Voltage Seite ein Kurzschluss vorliegen muss, denn der Widerstand im 5V Bereich ist gering. Also habe ich den Spannungsregler im Verdacht, schadhaft zu sein. Auch das erlebe ich nicht zum ersten Mal, aber das Bauteil ist wieder verfügbar, eben nur viel teurer geworden. Mit etwas Aufwand lässt sich feststellen, dass der Spannungsregler wohl in Ordnung ist, Aber der kurze Stromfluss nach dem Einlöten der neuen Sicherung zeigt, dass ein Stepper-Treiber sehr heiß wird. Auch diese musste ich schon ab und an austauschen.

Es fällt auf, dass die Treiber ICs immer etwas mehr als angenehm warm werden, was ich nicht verstehe, denn bei ruhender Maschine sollte ja kein Strom durch sie fließen. Vielleicht ist es aber nötig, um die Motoren sicher in Position zu halten. Messen kann ich das aber nicht seriös auf einer Platine. Jedenfalls ist die Sicherung wieder kaputt.

Ich löte den Stepper Treiber also aus und messe noch mal den Widerstand im Versorgungs- Stromkreis. Der Widerstand ist nun deutlich höher. Also wieder eine neue Sicherung und ein erneuter Versuch. So eine Freude, die Spannung bleibt stabil und die Sicherung bleibt intakt. Die Pfaff 7550 regt sich wieder, aber es gibt keine Anzeige, nur die Hintergrundbeleuchtung ist aktiv.

Die Tasten sind nicht bedienbar. Ich prüfe also alle Frequenzen der Oszillatoren, um festzustellen, dass an einem Controller kein Takt erzeugt wird. Seltsam, was soll da passiert sein, der Controller regt den Oszillator an und dieser schwingt dann. So das Prinzip. Nur zufällig klopfe ich mal mit der Messspitze auf den Oszillator und der schwingt an. Das finde ich skurril, gehen Oszillatoren kaputt – und wenn ja wie? Rücksprache mit einem Techniker, der mehr Ahnung von Quarzen hat, ergaben, dass Quarze sehr wohl kaputt gehen können. Sie altern und auch mechanische Stöße könnten dazu führen, dass sie defekt sind. Dann könne es eben gut sein, dass durch kleine mechanische Anregung – also Klopfen des Oszillators – dieser kurz anschwingt.

Nun denn, wo bekomme ich so ein Bauteil her? Gesehen habe ich diese Oszillatoren schon, aber ewig nicht mehr im Handel. Das andere sind die Kondensatoren, die der Oszillator braucht, wie groß sind diese? Hier ist erst mal wieder eine große Pause, denn ich muss recherchieren, wie ich einen Quarz ersetzen kann.

ASIC Oszillator

Es geht weiter


Es geht weiter mit der Reparatur der Pfaff Creative 7550 Elektronik. Nach sehr langer Suche und verschiedenen Bestellungen habe ich ein vermutlich passendes Bauteil gefunden. Alles Bauteile in SMD Technik und ich habe immer noch kein ordentliches Lötwerkzeug für diese kleinen Bauteile. Ich träume ja noch von ein ERSA mk2 oder Ersa mk2 mit Lötkolben statt Heisßluft.

Leider finde ich keine Angabe zu den Lastkapazitäten des Oszillators, sodass ich in einer kleinen Versuchsreihe die Beschaltung ausprobiere. Dass ich kein Datenblatt für den Oszillator finde, mag an der unseriösen Quelle liegen. Ich habe, da mein Standard Händler Reichelt ihn nicht in der passenden Bauform hatte, natürlich die Suchmaschine bemüht und bin bei den seriösen Händlern immer auf horrende Versandkosten gestoßen, also 25€ Versand bei 1,44€ Warenwert, ist schon schrill, da habe ich auch Ebay und Amazon gesucht.

Als ich dann endlich was elektromechanisch Passendes gefunden hatte, habe ich es bestellt und leider nicht auf die Verfügbarkeit von einem Datenblatt geachtet. Darum der Aufwand mit der Versuchsreihe für die Kondensatoren.

Pfaff7550 Fertig

Ein Resümee

Das alles hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen und war wirklich langwierig. Es funktioniert jetzt. Neben den schon gewechselten Kondensatoren, welche ich auch noch mal auslöten musste um ggf. Schäden darunter zu finden, habe ich auch noch weitere Kondensatoren ausgetauscht, da es nach langer Ruhezeit der Maschine schon mal zu Einschaltverzögerungen kam. Unter einem schon zuvor gewechselten Kondensator gab es einen Schaden, dem ich nur mit Hilfe langwierigen Messens auf die Schliche kam. Vielleicht werde ich demnächst keine Maschinen mehr zur Reparatur annehmen, an denen zuvor schon die Elektronik bearbeitet wurde. In diesen Fall hat mich die Reparatur viel Zeit gekostet, weil es ein unbekannter Fehler an zentraler Stelle war und dann noch ein Fehler an einer vermeintlich schon reparierten Stelle. Dieser Bericht gibt eigentlich nicht wieder wie viel Zeit, Geduld und Frustration die Arbeit in Anspruch genommen hat.

Ich danke der Nähmaschinen Besitzerin für Ihr Vertrauen und ihre Geduld!