Rancillio – kein Kaffeebezug möglich

Front.

Die Vorgeschichte

Gestern Abend hat DHL mir eine Rancilio, bei der kein Kaffeebezug möglich ist, geliefert. Wir (nein, nicht die Maschine und ich sondern die Besitzerin der Maschine und ich) hatten uns schon zuvor über Mail ausgetauscht.

Dass bei der Rancilio kein Kaffeebezug möglich ist, ist nicht der erste Fehler an der Maschine. Zuvor hatte die Temperatur-Sicherung schon mal ausgelöst, was sich aber auch aus der Ferne beheben ließ.

Auch beim jetzigen Fehler haben wir erst mal eine Ferndiagnose gemacht, aber es scheiterte dann am passenden Werkzeug. Daraufhin haben wir vereinbart, dass mir die Maschine geschickt wird. Also habe ich das gute Stück erstmal nach oben getragen und entfesselt.

Ankunft im Karton

Erste Inaugenscheinnahme

Was mir gleich auffällt, ist die Schwergängigkeit des Dampf- und Wasserbezug-Drehknopfes. Nachdem ich die Rancilio auf die Arbeitsfläche gestellt habe, lässt sich auch der Fehler am Drehknopf für Dampf- und Wasserbezug sehen. Die Achse ist schief. Ob das ein Transportschaden ist oder schon vorher so war, ist noch zu klären.

Nun wird natürlich zuerst die Eingangsmessung gemacht. An dieser Stelle möchte ich noch mal darauf hinweisen: Diese Maschinen haben viel Metall, arbeiten mit Strom und Wasser. Das ist im Normalbetrieb sicher, kann aber im Fehlerfall zu ernsten bis hin zu tödlichen Verletzungen führen. Darum bitte immer sicherstellen, dass der Stecker gezogen ist, bevor die Maschine aufgeschraubt wird.

Ich mache deshalb immer erst eine Messung, aus der ich den elektrischen Zustand ersehen kann. Bei der letzten Rancilio war der elektrische Zustand tief rot und es wäre gefährlich gewesen, die Maschine einfach einzustöpseln.

Der Test

Dass kein Kaffeebezug möglich ist, zeigt sich gleich beim ersten Test. Die Pumpe arbeitet, also kann es nur noch die Ansteuerung des Ventils oder aber ein blockiertes Ventil sein, welche den Weg des Kaffeewasser versperren. Um an das Ventil zu kommen, muss natürlich erst der Frischwasser-Tank wieder entnommen werden. Ganz wichtig ist es, auch immer die Abtropfschale zu entnehmen, denn es ist schon alles sehr nass geworden, wenn ich die Maschine einfach so auf ihre Rückseite lege. Eine Messung am Ventil ergibt, dass es bestromt wird. Somit klemmt wohl das Ventil. Also baue ich es aus und sehe viel, viel Kalk.

Die Reinigung

Da ich schon mal ein Ventil gerettet habe, ist klar, was zu tun ist: Etwas Entkalker und das Ventil bestromen. Auch hier der Hinweis – ich habe natürlich entsprechende Schutzeinrichtungen, um so etwas zu tun. Ich rate davon ab, das Ventil einfach an der Steckdose anzuschließen.

Das Magnetventil im Test

Der Zusammenbau

Die Dichtungen habe ich ebenfalls gereinigt, mit ein wenig lebensmittelechtem Silikon benetzt und dann eingesetzt. Jetzt wird der ganze Ventilblock wieder an der Maschine verschraubt und elektrisch angeschlossen. Bevor wieder alles zusammengebaut wird, gibt es natürlich einen Test, ob es auch wieder funktioniert.

Die abgeschraubten Metallteile werden noch ein wenig geputzt. Es ist wohl meiner Motorrad-Vergangenheit geschuldet, dass ich Metall nicht schmutzig mag und es immer gerne putze. Nach erfolgreichem Test wird nun alles zusammengebaut und die Maschine noch mal mit viel entkalktem Wasser durchgespült, bis dieses wieder klar rauskommt. Dann mache ich mich noch daran, den Drehknopf wieder in eine bessere Position zu bringen. Die Halterung des Drehventils ist etwas verbogen, was sich aber beheben lässt.

Als letztes schäume ich Milch und brühe einen Kaffee, beides klappt gut und der Kaffee schmeckt. Die Maschine kann also wieder zurück zur Besitzerin.

Die fertige Rancilio

Rancilio Silvia mit defekter Heizung

Erste in Augenscheinnahme

Die erste Ansicht der Maschine zeigt: ein Gummifuß ist abgegangen, eine Kunststoff-Auflage für das Abtropfrost unten ist ebenfalls abgegangen und die Gruppenverkleidung fehlt. Die Isolationsmessung ist ebenfalls tief rot, was üblich ist bei einer Rancilio Sivia mit defekter Heizung. Was mich besonders erschreckt ist, dass die Schutzleitermessung ebenfalls tief rot ist. Da der Stecker noch dran ist: eine hoch gefährliche Maschine.

Öffnen der oberen Abdeckung: die Schutzleiter sind nicht angeschlossen, die Anlegethermostate sind lose, die Halteklammern fehlen ebenso wie die Schrauben. Eine Schraube ist abgerissen, der Rest der Schraube steckt noch im Gewinde. Es sind Klebebänder auf die Kanten geklebt worden, vermutlich um Geräusche zu mindern. Die Maschine ist also schon vor langer Zeit geöffnet worden, denn die Klebebänder sind nicht im original Zustand. Die Heizung ist eingeklebt und nicht verschraubt, wie auch schon bei anderen Modellen.

Das Übertemperatur Thermostat
Die abgerissene Schraube

Ich habe noch keine Maschine in einem so schlechten Zustand in Händen gehabt. Insgesamt sieht die Maschine sehr, sehr gebraucht aus. Rost, Kalkflecken und andere Rückstände zeigen die Abnutzung.

-Klebeband als Vibrationsdämpfer?
Rost und Klebebandreste

Die ersten Instandsetzungen

Es zeigte sich, dass in allen drei Schraubenlöchern für die Thermostat-Befestigung auf dem Kessel abgerissene Schrauben waren. Die Schraubenreste habe ich herausgebohrt und die Gewinde neu geschnitten. Die Heizung ist geklebt und ich habe versucht mit der Säge die oberen Enden abzusägen, um die Heizung nach unten herauszuziehen, was aber nicht gelang.

So sieht es im Kessel aus

Dann habe ich die Heizung unter hohem Zeitaufwand und unter Anfall vieler Späne ausbohren können. Die Heizung ist in dieser Rancilio Silvia (V1 ,V2) eingeklebt, laut Kaffeenetz kann man durch Hitze den Klebstoff lösen. Ich erreiche aber keine ausreichend hohen Temperaturen mit dem Heißluftföhn um den Kleber zu lösen. Also bleibt nur sie herauszubohren. Das ist kein Spaß, wenn man eher eine Elektronikwerkstatt hat als eine mechanische Werkstatt. In Zukunft werde ich das sicher nicht mehr so machen, dann nur noch Boiler Austausch mit zentral verschraubter Heizung. Das macht Reparaturen einfacher.

Jetzt geht es ans Suchen der Ersatzteile und deren Bestellung. Das große Problem ist, dass die Halteklammern der Thermosensoren nicht mehr vorhanden sind, ich also Thermosensoren mit Halteklammer kaufen sollte. Diese sind jedoch leider nur bei den sehr teuren Händlern verfügbar. Ein weiteres Problem ist, dass die Heizung, die für die Rancilio angeboten wird, 13 mm Löcher braucht, ich derzeit aber aber nur 10mm gebohrt habe. 13mm ohne eine ordentliche Standbohrmaschine zu bohren, ist meinen Erfahrungen zu Folge kein Spaß.

Die Ersatzteile sind da

Die ersten Ersatzteile am Montag beim Espressomaschinendoctor bestellt und 2 Tage später schon da. Ich habe in der Zwischenzeit den Kessel von innen und außen geputzt und insbesondere die untere Boilerdichtung herausgeholt und den Dichtungssitz gereinigt. Die gelieferte Heizung hat den richtigen Lochabstand aber leider, wie schon im Kaffeenetz diskutiert, 13mm Durchmesser der Verschraubungen. Da ich den Kessel nur mit 10mm aufgebohrt habe, steht nun noch das Aufbohren auf 13mm an. Dann ist noch fraglich, ob genug Platz für den Dichtungsflansch im Kessel vorhanden ist.

Die Arbeiten beginnen

Heute war dann endlich Zeit, die Löcher aufzubohren. Das ging recht gut, aber dann passten die Dichtungsflansche der Heizung nicht. Die Ausformungsrundungen im Kessel verhinderten eine glatte Auflage der Dichtungsflansche im Kessel. Ich habe also über eine Stunde mit einer Proxon gefräst und dann den Einbau vorgenommen. Die Kesseldichtung habe ich mit ein wenig Silikon eingesetzt. Dann wurde der Kessel verschraubt. Alle Thermometer wieder aufgebaut und eingeschraubt, dann die Leitungen wieder angeschlossen. Natürlich wurde vor dem Einschalten noch mal eine elektrische Messung vorgenommen, um sicherzustellen, dass die Maschine elektrisch in Ordnung ist. Dann also endlich eingeschaltet und Wasser pumpen lassen. Tja, was soll ich sagen, die Heizung war nicht dicht.

Also alles noch mal ausgebaut, genau angeschaut, die Lage der Dichtungsflansche markiert und noch weiter gefräst. Dann die Heizung wieder eingebaut und verschraubt. Wieder alles zusammengesetzt und mit Wasser befüllt. Die Spannung war groß. Der Aufwand hat sich gelohnt, die Rancilio ist dicht.

Die Temperatur stimmt nicht

Wie ihr auf den Fotos weiter oben sicher gesehen habt, sind die Stecker an den Thermostaten nummeriert worden, das habe nicht ich gemacht, so habe ich die Maschine bekommen. Was mich wunderte ist, dass die Maschine immer schon Dampf hatte, obwohl die erste Stufe eigentlich nur Kaffeewassertemperatur bereitstellen sollte. Da ich auch nur ein Thermometer klacken hörte beim Schalten und das andere Thermometer nie schaltete was sich auch messen lies, habe ich diese als defekt eingestuft und ein Neues bestellt. So was extra zu bestellen, ist ärgerlich, da dann immer extra Versandkosten anfallen.

Nun musste ich also wieder warten, aber auch diesmal ging es sehr schnell mit der Lieferung. Ich habe mir die Verschaltung der Thermometer noch mal angeschaut, um dann festzustellen, dass diese falsch angeschlossen sind und so immer nur das 140°C Thermometer ansprach aber nie das 100°C Thermometer. Jetzt frage ich mich, ob der Kaffee immer so heiß getrunken wurde oder seit wann die Thermometer so verschaltet sind. Also habe ich die Thermometer umgeklemmt und nun läuft die Rancilio Silvia so wie sie soll.

Zum Abschluss

Die Maschine war ja in einem sehr schlechten Zustand und so habe ich das Blech ein wenig poliert und die Maschine entkalkt, was auch dringend nötig war. Zudem habe ich noch mit Kaffeefettreiniger gesäubert, natürlich auch das Duschsieb und den Siebträger. Jetzt sieht die Maschine wieder gut aus, was mich freut und funktioniert wieder gut.

Es gab einige Fehler, die Heizung war defekt, die Thermostate waren falsch angeschlossen, die Schrauben der Thermostathalteklammern waren abgebrochen. Der Schutzleiter nicht angeklemmt, die Flachstecker – Isolierungen an der Heizung zerbröselt, ein Gummifuß war ab, ein Auflagepad hatte sich gelöst. Aber am Ende konnte ich alle Probleme lösen und die Maschine liefert sicher besseren Kaffee als zuvor!

Eureka MG50e Kaffeemühle Wartung

Mahlscheibe

Heute gab es einen leckeren Espresso bei einer Nachbarin, die uns Karten für die Puppensitzung besorgt hatte. Bei der Gelegenheit erfuhr ich von der vermeintlich defekten Kaffeemühle. Da habe ich angeboten die Eureka MG50e Kaffeemühle zu einer Wartung mit nach Hause zu nehmen.

Auch die Wartung der Kaffeemühle beginnt mit einer Eingangsmessung, ob Erdungswiderstand etc. in Ordnung sind.

Die Eureka GM50e bei der üblichen Eingangs-Messung

Dann habe ich die MG50e betätigt und in der Tat klang sie als wäre da etwas falsches im Mahlwerk. Auf dem Bild ist zu sehen was aus der Mühle herauskam. Es sieht für mich aus wie Sand und fühlt sich auch so an. Hat da mal jemand ein Schäufelchen Sand in die Mühle getan?

Überraschung, sieht aus wie Sand, fühlt sich an wie Sand aber ist sicher ein Reinigungsmittel

Unter diesen Umständen wollte ich die Mühle auf keinen Fall weiter betreiben sondern habe die Eureka erst mal aufgeschraubt um die Mahlscheiben in Augenschein zu nehmen. Hier zeigten sich die Üblichen Kaffeemehl Rückstande und eben weiter dieses Reinigungspulver.

Sand im „Getriebe“ aka Mahlwerk

Das habe ich dann erst mal alles gelöst und ausgesaugt und war überrascht wie viel sowohl „sandige Pulver“ als auch Kaffeemehl noch im Auslauf der Mühle steckten. Nach dem reinigen habe ich dann wieder alles zusammen gebaut und noch mal Kaffeemühlen Reinigungspulver durch mahlen lassen. Das äußere der Mühle habe ich auch noch ein wenig poliert, da ich glänzende Flächen auch gern glänzend habe.

Obere Mahlscheibe
Untere Mahlscheibe

Beachtlich das noch die Original Schutzfolie auf der Mühle ist, die ist so fest, das ich mich erst fragte ob die nicht zum Design gehören würde. Beim morgendlichen Kaffee die Mühle noch mal ausprobiert und ich muss sagen, eine wirklich schöne Mühle mit eine großen lauf-ruhigen Motor und einen eingebauten Timer. Die Wartung einer Eureka MG50e Kaffeemühle ist zwar nicht elektrisch/elektronisch herausfordernd aber ist auch mal eine schöne Abwechselung.

Reparatur einer defekten Graef ES85 Espressomaschine

Graefes85 Fertig

Mir wurde die Maschine übergeben mit der Aussage, die gehe zwar an, aber da komme kein Kaffee raus. Nun gut, meist ist das ja die Pumpe, die nicht funktioniert. Aber hier war es anders.

Erster Test: Isolations- und Ableitstrom-Messung sowie Prüfung des Schutzleiters. Da die Maschine eine elektronische Einschaltung über einen Taster hat, konnte der erste Test nur bis zum Schaltelement erfolgen.

Die Maschine ist schwer und macht einen sehr sauber verarbeiteten Eindruck. Also erstmal Wasser eingefüllt und eingeschaltet. Die Maschine heizt auf, dabei blinkt die Einschalt-LED rot. Dies wird anders, wenn die Temperatur erreicht ist. Dann gehen die die LEDs „manuell“, für eine Tasse und für zwei Tassen an.

Wenn die Taste gedrückt wird, fördert die Pumpe Wasser, das allerdings nicht durch den Siebträger kommt. Hier liegt ein Fehler vor. Entweder Verkalkung oder ein Ventil, das nicht öffnet. Dann noch der Test, ob auch Dampf erzeugt wird, dazu wird die Dampftaste betätigt, die LED blinkt, bis das Wasser Dampftemperatur hat, was recht schnell geht. Die Dampferzeugung funktioniert und die Maschine hat offensichtlich eine Pumpe für den Dampf. Die Pumpe wird getaktet.

Also die Maschine geöffnet, was aufwändig ist, und mir fällt es schwer zu glauben, dass eine in Deutschland produzierte Maschine derartig viele Schrauben hat. Na ja , jedenfalls lässt sich an der Verschlauchung in der Maschine erkennen, wo das Wasser zum Siebträger befördert wird und auch das vermutlich verklemmte oder nicht angesteuerte Ventil war zu sehen.

Blick von hinten in die ES85. Die Maschine steht auf dem Kopf.

Da zu messen war wirklich schwierig, da die Maschine sehr verbaut ist. Aber die Ansteuerung erfolgt, also ist das Ventil defekt oder es klemmt. Also habe ich erst mal die Maschine mit Entkalker gespült. Das zeigte Erfolg, es kam wieder Wasser aus dem Siebträger. Das hört sich jetzt alles einfach an, aber zum Entkalken musste die Maschine natürlich erst wieder in einen Zustand zusammen gebaut werden, in dem sie das zuließ.

Denn das möchte ich hier noch mal schreiben, Kaffeemaschinen arbeiten mit 220V Wechselspannung, was durchaus gefährlich sein kann, besonders in Verbindung mit Wasser und E-Heizungen, wenn man nicht die Regeln der Elektrik beachtet, da bin ich dann immer wieder froh, eine solide Ausbildung zu haben und entsprechende Messgeräte.

Bei ersten Durchläufen mit Wasser zeigt sich aber noch, dass die Siebträger-Dichtung nicht mehr die beste war, denn der Siebträgergriff musste sehr weit nach rechts gezogen werden, um noch dicht zu werden. Also wurde noch eine Dichtung für die ES85 bestellt, die nicht den Standard Dichtungen der E61 entspricht, denn diese hätte ich natürlich vorrätig gehabt. Nachdem die Dichtung angekommen war, wurde sie eingebaut und alles noch mal getestet und für gut befunden.

Graef ES85 – wieder funktionstüchtig

Nun wird sie hoffentlich bald wieder abgeholt und der Besitzer kann sich über eine wieder funktionierende Espresso-Maschine freuen. Ich freue mich wieder mal, ein Stück Technik erhalten zu haben.

Noch ein kleine Bemerkung: Leider vergesse ich immer noch Bilder zu machen; vermutlich, weil ich immer intensiv in meine Reparaturen vertieft bin.