Pfaff 7550 – Elektronik defekt


Mir wurde vor ein paar Tagen eine Pfaff 7550 mit defekter Elektronik gebracht. Die schöne Pfaff 7550 kommt also mal auf meinen Tisch und wird eingeschaltet. Es zeigen sich auch gleich die beschriebenen Fehler, das Display leuchtet, zeigt aber nichts an, alle LEDs sind an und bei der Betätigung des Pedals passiert nichts!

Zustand der Pfaff 7550 bei Ankunft

Erste Betrachtungen


Das sieht erst mal interessant aus, um nicht zu sagen, das sieht arg aus. Denn die LEDs und das Display werden vom ASIC und vom Controller angesteuert. Da ich schon mal einen defekten ASIC erlebt habe, weiß ich, was irreparabel ist. Also schraube ich die Maschine auf, um an die Elektronik zu kommen. Dabei ist zu sehen, dass der größte Stecker keine Rastnasen mehr hat. Da er dennoch fest ist, vermute ich, dass er geklebt worden ist. Beim Lösen des Stecker knarzt es auch sehr, da habe ich eigentlich immer Angst, dass die Rastnasen abbrechen, hier sind sie aber schon weg, was mich entspannen lässt.


Als ich dann endlich die Platine frei vor mir habe, sehe ich auf der Platine Spuren von defekten Kondensatoren. Da hatte ich schon mal den Fall, dass ein „ausgelaufener“ Kondensator die Leiterbahn weggeätzt Link hatte. Also reinige ich die Stellen, um zu sehen, ob ein Schaden vorliegt. Die Kondensatoren selbst sind schon mal getauscht worden, wie mir berichtet wurde, und sie sehen auch sehr anders aus als die originalen Kondensatoren. Und hier sehe ich dann auch, warum Hard- und Software-Fehler als „Bug“ bezeichnet werden. Es gibt sie wirklich – die toten Tiere in elektro-mechanischen Maschinen.

Bug In Der Maschine

Fehlern auf der Spur

Die Sicherung auf dem Board scheint defekt zu sein, ich frage mich nur, warum. Denn die Kondensatoren sind ja getauscht worden. Wobei ich das eigentlich nicht mag, da ich dann nicht sehen kann, ob alle Schäden repariert sind.

Es zeigt sich, dass irgendwo auf der Low Voltage Seite ein Kurzschluss vorliegen muss, denn der Widerstand im 5V Bereich ist gering. Also habe ich den Spannungsregler im Verdacht, schadhaft zu sein. Auch das erlebe ich nicht zum ersten Mal, aber das Bauteil ist wieder verfügbar, eben nur viel teurer geworden. Mit etwas Aufwand lässt sich feststellen, dass der Spannungsregler wohl in Ordnung ist, Aber der kurze Stromfluss nach dem Einlöten der neuen Sicherung zeigt, dass ein Stepper-Treiber sehr heiß wird. Auch diese musste ich schon ab und an austauschen.

Es fällt auf, dass die Treiber ICs immer etwas mehr als angenehm warm werden, was ich nicht verstehe, denn bei ruhender Maschine sollte ja kein Strom durch sie fließen. Vielleicht ist es aber nötig, um die Motoren sicher in Position zu halten. Messen kann ich das aber nicht seriös auf einer Platine. Jedenfalls ist die Sicherung wieder kaputt.

Ich löte den Stepper Treiber also aus und messe noch mal den Widerstand im Versorgungs- Stromkreis. Der Widerstand ist nun deutlich höher. Also wieder eine neue Sicherung und ein erneuter Versuch. So eine Freude, die Spannung bleibt stabil und die Sicherung bleibt intakt. Die Pfaff 7550 regt sich wieder, aber es gibt keine Anzeige, nur die Hintergrundbeleuchtung ist aktiv.

Die Tasten sind nicht bedienbar. Ich prüfe also alle Frequenzen der Oszillatoren, um festzustellen, dass an einem Controller kein Takt erzeugt wird. Seltsam, was soll da passiert sein, der Controller regt den Oszillator an und dieser schwingt dann. So das Prinzip. Nur zufällig klopfe ich mal mit der Messspitze auf den Oszillator und der schwingt an. Das finde ich skurril, gehen Oszillatoren kaputt – und wenn ja wie? Rücksprache mit einem Techniker, der mehr Ahnung von Quarzen hat, ergaben, dass Quarze sehr wohl kaputt gehen können. Sie altern und auch mechanische Stöße könnten dazu führen, dass sie defekt sind. Dann könne es eben gut sein, dass durch kleine mechanische Anregung – also Klopfen des Oszillators – dieser kurz anschwingt.

Nun denn, wo bekomme ich so ein Bauteil her? Gesehen habe ich diese Oszillatoren schon, aber ewig nicht mehr im Handel. Das andere sind die Kondensatoren, die der Oszillator braucht, wie groß sind diese? Hier ist erst mal wieder eine große Pause, denn ich muss recherchieren, wie ich einen Quarz ersetzen kann.

ASIC Oszillator

Es geht weiter


Es geht weiter mit der Reparatur der Pfaff Creative 7550 Elektronik. Nach sehr langer Suche und verschiedenen Bestellungen habe ich ein vermutlich passendes Bauteil gefunden. Alles Bauteile in SMD Technik und ich habe immer noch kein ordentliches Lötwerkzeug für diese kleinen Bauteile. Ich träume ja noch von ein ERSA mk2 oder Ersa mk2 mit Lötkolben statt Heisßluft.

Leider finde ich keine Angabe zu den Lastkapazitäten des Oszillators, sodass ich in einer kleinen Versuchsreihe die Beschaltung ausprobiere. Dass ich kein Datenblatt für den Oszillator finde, mag an der unseriösen Quelle liegen. Ich habe, da mein Standard Händler Reichelt ihn nicht in der passenden Bauform hatte, natürlich die Suchmaschine bemüht und bin bei den seriösen Händlern immer auf horrende Versandkosten gestoßen, also 25€ Versand bei 1,44€ Warenwert, ist schon schrill, da habe ich auch Ebay und Amazon gesucht.

Als ich dann endlich was elektromechanisch Passendes gefunden hatte, habe ich es bestellt und leider nicht auf die Verfügbarkeit von einem Datenblatt geachtet. Darum der Aufwand mit der Versuchsreihe für die Kondensatoren.

Pfaff7550 Fertig

Ein Resümee

Das alles hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen und war wirklich langwierig. Es funktioniert jetzt. Neben den schon gewechselten Kondensatoren, welche ich auch noch mal auslöten musste um ggf. Schäden darunter zu finden, habe ich auch noch weitere Kondensatoren ausgetauscht, da es nach langer Ruhezeit der Maschine schon mal zu Einschaltverzögerungen kam. Unter einem schon zuvor gewechselten Kondensator gab es einen Schaden, dem ich nur mit Hilfe langwierigen Messens auf die Schliche kam. Vielleicht werde ich demnächst keine Maschinen mehr zur Reparatur annehmen, an denen zuvor schon die Elektronik bearbeitet wurde. In diesen Fall hat mich die Reparatur viel Zeit gekostet, weil es ein unbekannter Fehler an zentraler Stelle war und dann noch ein Fehler an einer vermeintlich schon reparierten Stelle. Dieser Bericht gibt eigentlich nicht wieder wie viel Zeit, Geduld und Frustration die Arbeit in Anspruch genommen hat.

Ich danke der Nähmaschinen Besitzerin für Ihr Vertrauen und ihre Geduld!

Pfaff 7550-Fußpedal funktioniert nicht

Heute bekam ich eine Pfaff 7550 mit der Beschreibung, dass das Fußpedal nicht funktioniere. Ansonsten würden aber alle Taster und das Display funktionieren, hieß es. Ein erster Testlauf der Pfaff 7550 bestätigte die Angaben. Ob die Vorwärtsbewegung funktioniert, konnte ich nicht sehen, aber das Versetzen der Nadel seitwärts war intakt. Was hieß, dass zumindest ein Stepper funktionierte.

Die Pfaff 7550 sieht eigentlich völlig intakt aus

Das defekte Fußpedal der Pfaff 7550

Eine Messung des Fußpedals ergab, dass der Widerstand unendlich war und sich bei Betätigung nicht veränderte. Also galt es, das Pedal zu öffnen und mal nachzuschauen. Das erste, was ich sah, war, dass der Schleifkontakt arg verbogen aussah. Das Pedal war wohl mal aufgemacht und dann einfach wieder verschraubt worden. Und das, ohne auf das richtige Anliegen des Schleifers an die beschichte Platine zu prüfen. So konnte das Pedal an der Pfaff 7550 auch nicht funktionieren.

Ich habe die Platine gereinigt und das Pedal zusammengebaut. Nebenbei sei noch erwähnt, dass auch der Aufrollmechanismus nicht funktionierte. Diesen kann ich nicht reparieren, da ich hier eingestehen muss, diese Federmechanismen nicht zu beherrschen. Ich werde das also so wieder zurückgeben.

Das Fußpedal der Pfaff 7550 von innnen

Erster Test

Jetzt schloss ich mal mein Testpedal an die Maschine an, um zu sehen, ob das schon der Fehler war. Aber auch mit dem Testadapter bewegte sich nichts. Also habe ich die Pfaff 7550 Creative geöffnet und im Inneren gemessen. Die Pfaff 7550 sah gut aus, es fand sich die eine oder andere Wollstaubmaus, was aber normal ist. Ich habe keine Nadel oder anderes Metallisches gefunden, das unter Umständen zum Fehler in der Elektronik führen kann.

Die Versorgungsspannung sah unsauber aus auf dem Oszilloskop (leider kein Bild davon gemacht) und bei genauerer Ansicht der Kondensatoren stellte ich fest, dass einige auch schon ausgelaufen bzw. aufgebläht waren.

Das ist eine relativ normale Alterserscheinung der Kondensatoren. Wobei ich besonders bei den Pfaff-Maschinen feststelle, das die viel genutzten Maschinen weniger darunter leiden als die seltener genutzten Maschinen.

Ich tauschte also die offensichtlich beschädigten Kondensatoren aus, teilweise hatten die ausgelaufenen Kondensatoren sogar Leiterbahnen beschädigt. Also setzte ich diese wieder instand und lötete da die neuen Kondensatoren ein. An dieser Stelle vielleicht noch mal der Hinweis: Ich erlebe immer wieder Anfragen, ob ich Maschinen reparieren könne, die nach dem selbstgemachten Austausch der Kondensatoren immer noch nicht funktionieren. Ich rate davon ab, das, was so einfach zu sein scheint, zu machen, wenn einem der Blick oder die Möglichkeiten fehlen, die Kollateralschäden zu erkennen und zu beheben.

Dem Fehler auf der Spur

Die Controller der Pfaff 7550 liefen auch alle, was sich ja an der intakten Anzeige sowie der Tasten Funktion erkennen ließ – aber auch daran das die Quarze schwangen. Ich steckte also meine Testadapter in die Pfaff, anstelle des Fußpedals, da ich gern mit etwas zuverlässig Funktionierendem die Funktion prüfen wollte. Ich maß also Eingangssignale und deren Verarbeitung. Fand hier aber keinen Fehler. Das Pfaff 7550 Fußpedal funktionierte aber immer noch nicht. Vielleicht war der Motor defekt, oder aber die Ansteuerung des Motors.

Die Messung im Ansteuerungsbereich des Motors ergab, dass ein Defekt unter einem SMD-Bauteil die Ursache des Fehlers sein konnte. Ich tauschte also auch das SMD-Bauteil (Kondensator) aus und reparierte zuvor die darunter befindliche defekte Leiterbahn. Es ist eigentlich logisch, dass auch so ein SMD-Kondensator defekt sein kann, aber erlebt habe ich das noch nicht. Da ich glücklicherweise alles vorrätig habe, ließ sich das einfach reparieren. Ich habe ja auch schon mal einen SMD-Pegelwandler in einer Pfaff ausgetauscht; auch da war ich überrascht, weil auch diese Halbleiter selten kaputt gehen. Aber auch diese habe ich seitdem vorrätig.

Detail der Ansterungselektronik  des Fußpedals


Das Fußpedal der Pfaff 7550 funktioniert wieder

Nachdem diese weitere Reparatur erledigt war, steckte ich wieder alle elektrischen Kontakte zusammen und testete erneut. Die Freude war groß, die Maschine funktionierte wieder. Nun stöpselte ich auch das original Fußpedal an. Damit funktionierte die Pfaff 7550 einwandfrei. Das Fußpedal fühlt sich etwas hakelig an, ich habe die bewegten Kunststoffteile im Pedal schon mit Silikon behandelt, aber die Probleme scheinen nicht ganz behoben. Vielleicht braucht es hier mal ein ganz neues Pedal, wobei diese erstaunlich teuer sind.

Ich öffnete die Pfaff noch etwas weiter, um die Mechanik zu reinigen und zu ölen. Insgesamt sah die Maschine nicht sehr stark benutzt aus. Was mich angesichts des damaligen Anschaffungspreises wundert. Vielleicht ist die Maschine aber auch regelmäßig gewartet worden. Denn ich finde wenig Staub und Staub-Öl Mixturen.

Beim abschließenden Probenähen habe ich festgestellt, dass die Unterfaden-Spule wohl nicht richtig zur Spulenkapsel der Pfaff passte, denn die Spule fiel raus. Also nahm ich meine Spule und stellte fest, dass die Spannung des Unterfadens zu hoch war. Auch der Oberfaden war sehr stramm eingestellt. Beides justierte ich und machte eine erste Nähprobe. Darauf hin justierte ich noch ein wenig Ober- und Unterfaden-Spannung. Die Maschine war wieder fertig und konnte der Besitzerin zurückgegeben werden.


Abschließendes


Angenehm war, dass es so eine gepflegte und unverbastelte Maschine war. Und, dass die Reparatur in der Fehlersuche zwar viel Zeit in Anspruch genommen hat, aber dann recht logisch und einfach war. Das große Problem bei den Pfaff Elektronik-Reparaturen ist immer wieder, dass ich keine Schaltpläne habe und diese offenbar im WWW auch nicht existieren. Auch hier möchte ich nochmal hinzufügen: Ich habe große Achtung vor den Nähmaschinenmechanikern und davor, was diese alles können. Verstehe aber auch, dass es hier einfach aufhört, denn ohne Elektronikwissen und -fertigkeiten ist so eine Reparatur nicht möglich.

Pfaff 7550 , Schlaufen auf der Stoffunterseite

Nahtmuster schlaufe 03 kopie

Nachdem ich die Pfaff 7550 gereinigt und geölt hatte, ging es an den Probelauf. Bei den ersten Standardstichen – gerade und Zickzack – sah es fast gut aus. Bei großen Stichlängen gibt es dann noch ein deutliches Problem, da werden Schlaufen auf der Stoffunterseite durch den Oberfaden gebildet. Vermutlich ist das aber ein mechanisches Problem.

Wäre ich doch Nähmaschinenmechaniker

Ich denke dann immer, es wäre gut, mit einen Nähmaschinenmechaniker zusammenzuarbeiten, der vermutlich direkt weiß, woher der Fehler mit den Schlaufen kommt. Es wurden also wieder Abende und ein Wochenende des Nachdenkens und Suchens nach dem Fehler. Ich möchte auch gern die komplexe Mechanik der Nähmaschinen besser verstehen. Was mich immer wieder beeindruckt, ist, dass hier, zum Beispiel beim Transporteur, mit Größen wie 0,3 mm +/- 0,02 mm gemessen wird, um ihn richtig einzustellen. So kleine Toleranzen gibt es auch beim Motorrad, daher habe ich natürlich eine Fühlerlehre aber die ist bei einer Nähmaschine schlicht zu groß.

Schlaufen Stoffunterseite
So schlimm war die Schlaufenbildung des Oberfadens an der Unterseite

Nun aber zurück zum Problem, der Schlaufen auf der Stoffunterseite. Erst habe ich das richtige Einfädeln mehrfach geprüft. Auch die Federspannungs-Mechanik habe ich sehr sorgfältig gereinigt. Dennoch wurden die Schlaufen deutlich größer bei einer Vergrößerung der Stichlänge.

Nachdem ich sicher war, dass der Fadenspannungs-Mechanismus sauber und frei von Fremdpartikeln ist und auch der Faden so stark gespannt werden konnte, dass er abreißt, ging die Suche weiter. Der Greifer, welcher nach meinem Verständnis den Oberfaden von oben holte, bildet eine Schlaufe, die dann zugezogen wird. Wenn hier zu viel Faden ankommt oder zu wenig wieder hoch gezogen wird, bilden sich Schlaufen auf der Unterseite. Also habe ich die Greifer-Einstellungen überprüft, wieder Maße wie 0,5 mm Abstand und 0,05 mm, die ich nur mit Hilfe eine Fühlerlehre prüfen konnte.

Auch die Greifer Einstellung sah gut aus und so habe ich wieder „DuckDuckGo“ bemüht und auf Webseiten gelesen und immer wieder war es die Fadenspannung, dazwischen habe ich immer mal wieder am Handrad gedreht und mir die Schlaufenbildung angeschaut. Dabei fiel mir in der Ruhe des späten Abends auf, dass es ein klackendes Geräusch gab bei jeder Umdrehung des Spulenkapselhalters.

Fehler gefunden

Also den Faden wieder herausgenommen, angeschaut und mal ohne Nadel und Faden gedreht. Das leise Klacken war immer noch da. Da habe ich mich erinnert im Nähmaschinentechnik-Forum, gelesen zu haben, dass ein Tropfen Öl am Spulenkapselhalter sinnvoll sein kann, aber nur ein Tropfen und das mit meiner Monster-Ölkanne. Also geölt und – siehe da – es wurde ruhig und anschließendes Nähen war schlaufenfrei! Juhu, das war eine Freude, endlich auch eine intakte Mechanik.

Spulenkapsel, ein tropfen Öl
Die Spulenkapsel

Reümee

So eine Reparatur ist wirklich zeitintensiv und kann sicher nur aus Lust und mit Leidenschaft erfolgen. Was mir wirklich fehlt, sind Einstelllehren oder erst mal schlankere Fühler-lehren. Die, die ich habe, ist zu breit, um zum Beispiel den Transporteur zu vermessen. Und das original Pfaff Werkzeug wie die Einstelllehre 63-114690-23 zu haben, wäre natürlich ganz große Klasse.

Dimensiondrei.de kann auch gestickt werden

Pfaff 7550 keine Zickzack- und keine Stichlängen-Einstellung

Pfaff 7550 so kam sie an kopie 2

Vor einiger Zeit wurde ich über die Website angefragt, ob ich wüsste, um was für einen Fehler es sich hier handeln könne. Die Fehlerbeschreibung war wie folgt: Es sei bei der Pfaff7550 keine Zickzack- und keine Stichlängen-Einstellung mehr möglich. Außerdem läuft die Maschine einfach weiter wenn die Nadel Unten Taste betätigt wird. Das nähen kann dann nur noch über den Ein/Aus Schalter beendet werden. Aus solchen Beschreibungen lässt sich nicht wirklich ein Fehler bestimmen. Es ist lediglich wahrscheinlich, dass es ein elektronischer Defekt ist.

Die Pfaff sieht recht gut aus, gar nicht so arg gebraucht, da liegt der Verdacht nahe, dass die Kondensatoren defekt sind. Also erst mal alles ausprobiert und folgendes festgestellt: Die Stichlänge ist nicht verstellbar, es ist kein Zickzack-Stich möglich. Dann fiel noch auf, dass sie höchstens mit halber Geschwindigkeit lief, auch bei durchgetretenem Pedal.

Überprüfen des Pedals

Besonders spooky finde ich, dass die Maschine wirklich weiter näht, wenn die „Nadel unten“ – Taste betätigt ist und das Pedal nicht mehr getreten wird. Da hilft, wie beschrieben, nur noch das Ausschalten der Paff 7550. Das Pedal ist recht hackelig und da liegt es nahe, dass dort vielleicht etwas klemmt und darum die Fahrt immer weiter geht. Auch die geringe Maximalgeschwindigkeit kann ebenso ein Fehler im Pedal sein. Also habe ich das Pedal nachgesehen. Der Kohlestift und auch die Laufbahn des Kohlestiftes sehen gut aus und die Hackeligkeit der Pedal-Mechanik lässt sich mit etwas Silikonfett beheben. Der Fehler besteht weiterhin, keine Zickzack- und keine Stichlängen-Einstellung. Nur lässt sich das Pedal schon sanfter betätigen.

Das Pedal. Hier ist die Laufbahn des Kohlestifts zu sehen

Somit war es klar, dass ein Fehler in der Elektronik bestehen musste. Ich habe die Pfaff 7550 aufgeschraubt und die Platine in Augenschein genommen. Natürlich hatten zahlreiche Kondensatoren leichten grünen Auswuchs unten.

Versorgunsspannung

Ein Messen der Spannung zeigt, dass die 5V nicht sauber sind, die Spannung auch nur bei 4,5 Volt lag. Der Spannungsregler wird sehr warm. Darauf hin habe ich erst mal die Kondensatoren ausgelötet, die im 5V Zweig liegen. Dabei habe ich auf der Platine gesehen, dass da vielleicht mal Feuchtigkeit dran war. Ob die Feuchtigkeit durch betauen oder was anderes verursacht wurde ist unklar. Im oberen Teil der Maschine hatte ich schon Rost gesehen und an einigen Stellen war etwas klebriges, vielleicht Cola? Der Spannungsregler wurde weiterhin sehr warm, obwohl keine Lasten an lagen.

Der Austausch des Reglers brachte dann Erfolg, die 5V konnten wieder hergestellt werden. Die Feuchtigkeit mag die Ursache für einen Kurzschluss des Reglers , der zu Schaden führt. Umso überraschender war, dass die Fehler immer noch alle vorhanden waren, keine Zickzack- und keine Stichlängen-Einstellung sowie das weiter laufen bei „Nadel Unten“ Taste.

Dieses Teil ist von der oberen rechten Kante und sehr klebrig

Die Suche geht weiter

Ich habe erst mal die bekannten Signale in der Eingangsbeschaltung gemessen, um zu sehen, ob die Pedal-Informationen ordentlich weitergeleitet werden. Das war der Fall, es ist also auszuschließen, dass es ein Fehler wie in der letzten Maschine ist. Die Messarbeit erstreckte sich über zahlreiche Abende. Die Platine ist komplex sie ist mit Mikrocontroller, EPROM, RAM, ASIC, zahlreichen OP’s und Logik-Gattern bestückt. Natürlich habe ich auch den Motor außerhalb der der Maschine getestet, um sicher zu gehen, dass die langsame Fahrt nicht hier ihre Ursache hat. Dazu habe ich mir erst mal eine kleine Ansteuerschaltung gebaut, mit der ich den Motor wie in der Maschine einspeisen kann. Natürlich habe ich auch mal wieder im Nähmaschinentechnik- Forum gelesen was mich aber auch nicht so richtig weiter brachte.

Endlich, dem Fehler auf der Spur

Irgendwann kam ich dem Fehler dann doch auf die Spur: Das Synchronizer – Signal war fehlerhaft. Hier hat es dann noch einmal etwas Zeit in Anspruch genommen, den Fehlerverursacher zu finden; es war ein defekter Pegelwandler – Baustein. Das ein Pegelwandler defekt ist, überrascht mich. Es kann vermutlich nur durch Wärme, eine zu hohe Spannung oder einen Kurzschluss passieren sein. Wenn die Maschine Feuchtigkeit ausgesetzt war oder Flüssigkeit rein gekommen ist, kann das natürlich sein.

Eine Nadel oder so was habe ich nicht in der Maschine gefunden welche ja auch schnell zu eine Kurzschluss führen. Ich habe den Pegelwandler ausgetauscht, dann wieder alles soweit zusammengebaut, sodass die Maschine sich testen ließ. Ja und sie funktioniert wieder.

Abschließend lässt sich sagen: Es gab mehrere Fehler, einen Fehler in der Spannungsversorgung, ein defektes Gatter und zahlreiche alte Kondensatoren was dazu führte das keine Zickzack- und keine Stichlängen-Einstellung möglich war.

Oszillogramm eines nicht korrekten Signals

Die Maschine Läuft wieder

Jetzt, da die Maschine wieder läuft, war festzustellen, dass sie auch mal etwas Öl braucht. Eine Reinigung ist auch notwendig, den sie ist staubig, nicht vom Nähen, sondern vom Eingelagert sein. Jetzt schnurrt sie wieder schön und näht auch wieder alles, vorwärts, rückwärts, Zickzack, Stichlängeneinstellung und diverse Muster. Das heißt, auch alle Servomotoren und deren Treiber sind in Ordnung.

Eigentlich schade, hatte ich mir doch schon bei einer der letzten Reparaturen eine Testschaltung für Stepper aufgebaut. Auch habe ich – inspiriert durch die letzten Reparaturen – eine kleine Poti-Schaltung mit On/Off Schalter gebaut, um das Pedal zu ersetzen. Größte Herausforderung dabei war, einen passenden Klinken Stecker zu finden. Der Klinken Stecker muß schlank genug sein, um in den Ausschnitt für die Pedal Buchse zu passen. Den hatte ich glücklicherweise von einer alten Wechselsprechanlage irgendwann mal abgeschnitten und eingelagert.

Flachbandstecker-Sockel, wie werden die genannt?

Frage am meine Leser

Wer kann mir sagen, was das für Flachbandkabel Stecker-Sockel sind, die in der Pfaff verwendet werden. Für Testaufbauten brauche ich diese. Es ginge auch eine alte Platine, auf der die Kontakte verbaut sind.. Wie ich überhaupt gern eine komplette Elektronik hätte, das wäre gut für Referenzmessungen. Wenn irgendwo noch eine defekte Pfaff 7550 oder Pfaff 7570 steht und nicht mehr gebraucht wird, dann macht mir bitte ein Angebot!

Pfaff 7550 – Defekt der Elektronik

Fortsetzung : „Eine Pfaff 7550, die nicht nähen kann“ vom April 2021

Wie schon im Beitrag aus dem April beschrieben: Der defekt der Elektronik der Maschine war so weit repariert, dass wieder vieles funktionierte, aber das Rückwärts nähen funktionierte nicht. Ich habe lange Zeit die Mechanik der Maschine in Verdacht gehabt. Aber das war es nicht sondern ein defekt der Elektronik.

Der Fehler befand sich in der Ansteuerung des Stepper-Motors der für die Stichlänge und die Rückwärts nähen Einstellung zuständig ist. Ich habe, inspiriert durch den Austausch zu meiner Frage im Nähmaschinentechnik Forum, überlegt, was ich noch mal nachmessen möchte und mir einige Notizen und Tabellen gemacht um den Defekt der Elektronik zu finden. ich habe auch die Datenblätter noch mal angesehen und überlegt, wo welches Signal anliegen müsste. Dann habe ich gemessen und den Fehler gefunden. Es war eine kalte Lötstelle am Pin des Stepper-Treiber IC’s . Nachdem ich diesen wieder angelötet habe näht die Maschine wieder rückwärts. Hurra, ich habe mich sehr gefreut! Alles wieder zusammengebaut und Probe genäht. Es ist doch immer wieder eine Wonne, diese gut geölte Maschine bei der Arbeit zu sehen.

Die Reparierte Platine

Nun wird die Diva, die mich viele, viele Stunden beschäftigt hat, bald wieder zurück an ihre Besitzerin gehen. Der Gleichlauf vor- und rückwärts wird noch eingestellt und vielleicht noch die eine oder andere Kleinigkeit. Aber leider bin ich ja kein Nähmaschinenmechaniker; dem würde das deutlich leichter fallen. Dafür kenne ich jetzt die Elektronik dieser Maschine recht gut und werde viele Pfaff 75xx Elektroniken reparieren können.