Pfaff 7570

Heute erhielt ich vom Hermes-Boten einen großen Karton mit der mir zuvor angekündigten Pfaff „Creative 7570“. Laut vorheriger Beschreibung näht die Pfaff 7570 zwar, aber das ist nicht zuverlässig. Und auch einstellen lässt sich nichts, weil das Display nicht dauerhaft leuchtet. Nun wird die Pfaff 7570 aber erst mal aus dem Karton geholt und auf meinen Reparaturtisch gestellt.

So sieht sie aus, die schöne Pfaff 7570

Es ist wie beschrieben: Das Display leuchtet und zeigt auch das, was gezeigt wird, richtig an. Die Pfaff 7570 scheint nicht auf Tastendruck zu reagieren. Interessant ist, dass sich der Display-Inhalt ändert, bis dann gar nichts mehr da ist.

Also öffne ich die Maschine erstmal und staune über die vielen Wollstaubmäuse. An einem der Sockel für die Kontakte der Flachbandleitungsstecker ist eine Halterung abgebrochen, es war wohl schon mal jemand an der Maschine. Es sehen auch wieder einige Stellen auf der Oberfläche handgelötet aus.

Erste Untersuchungen der Pfaff 7570

Erste Messungen zeigen, dass die Oszillatoren und die Mikrocontroller arbeiten. Da es die Tasten nicht tun und ich aus anderen Reparaturen weiß, dass die Tastatur und die LEDs in der Front von ASIC angesteuert werden, werde ich jetzt erst mal an diesem messen. Ein sehr unangenehmes Bauteil – mit sehr geringen Kontaktabständen. Aber erst mal baue ich die Pfaff Creative 7570 Platine noch mal aus dem Unterteil aus und finde noch mehr Wollstaubmäuse, vermutlich hatten die hier ein schönes Leben in der Wärme. Zumindest sieht alles so aus, als sei die Pfaff 7570 immer trocken gelagert worden.

Auf der Unterseite ist deutlich zu sehen, dass hier nachgearbeitet wurde. Ich hatte schon mal so ein Maschine, bei der das ASIC defekt war und diese Pfaff 7570 war aus einem früheren Serienbau, in dem einiges von Hand nachgearbeitet war. Dazu habe ich nie einen Artikel veröffentlicht, weil ich da nichts reparieren konnte und dennoch unglaublich viel Zeit darauf verwendet habe.

Weitere Untersuchung der Pfaff 7570

Die LEDs an der Front werden beim Selbsttest kurz eingeschaltet. Da dies eine Funktion des ASICs ist, schöpfe ich Hoffnung, dass dieses in der Tat auch funktioniert. Die Tasten funktionieren jedoch immer noch nicht. Sollte es so sein, dass der Matrix-Controller in der Frontplatte defekt ist, oder fehlt eine Spannung?

Um besser zu verstehen, wo die Fehlfunktion verursacht wird, habe ich mich erst einmal der Tastatur-Platine zugewendet und diese elektrisch vermessen. Wie erwartet sind die Tasten in einer Matrix angeordnet. Das heißt, dass es ein IC geben muss zur Ansteuerung der Zeilen und eine IC, welches die Spalten einliest. Zum Senden sind sogar zwei ICs vorhanden, wobei eines die LEDs ansteuert.

Frontplatine Pfaff7570

Der Flachband-Anschluss versorgt die Tasten und LEDs sowie das Display. Nachdem ich die Anzeige- und Tastatur-Platine weitgehend verstanden habe – weitgehend, da ich immer noch Geheimnisse auf ihr vermute. Wie zum Beispiel einen Sensor-Anschluss am oberen Platinen-Rand. Von diesem Sensor ahne ich nicht, was er tut und wo er genau ist.

Dem Fehler näher gekommen

Durch Messen auf der Anzeigeplatine kann ich feststellen, dass die Versorgungsspannung nicht stabil anliegt. Das betrifft aber nur das Spalten-IC. Interessant ist, dass auf der Hauptplatine alle Spannungen stimmen.

Ich habe also den Weg der Spannungsversorgung auf der Platine verfolgt, Bauteile vermessen und endlich defekte Bauteile gefunden. Ersatz hatte ich leider nicht vorrätig und so musste ich erstmal bestellen. Wie der geneigte Leser weiß, bestelle ich gern Elektronik bei Reichelt, weil Service und Qualität stimmen. Leider ist der Versand immer gleich teuer, egal, ob ich wenig oder viel bestelle. Nachdem die elektronischen Bauteile angekommen sind, tausche ich sie aus, was mit den großen Kupferflächen auf der Platine immer fordernd ist, weil es sehr viel Heizleistung vom Lötkolben braucht.

Schlussbemerkung

Nicht, dass Ihr denkt, dass das, was ich oben geschrieben habe, innerhalb kürzester Zeit passiert! Ich möchte mal kurz berichten, wie das eigentlich so abgeht. Die Maschine kommt an. Ich versuche den Fehler – so, wie er mir beschrieben wurde – nachzustellen beziehungsweise zu erfahren. Wenn ich den Fehler sehe, denke ich gern erst einmal darüber, nach was die Ursache sein kann. Und die Ursachen sind eben vielfältig. Dann mache ich die Maschine auf, was nicht unkompliziert ist, da sehr viele Steckverbindungen existieren und der alte Kunststoff oft spröde ist und schnell bricht. Daran erkenne ich immer, ob schon jemand an der Maschine war.

Wenn die Platine zugänglich ist, wird wieder alles elektrisch verbunden und eingeschaltet. Nun fange ich an, grundsätzliche Dinge zu messen, Spannungen, Prozessortakt und weiteres. Wenn das soweit in Ordnung ist, denke ich über weitere Fehlerursachen nach und meist mache ich mir ein dann ein Messprotokoll, um festzulegen, was ich als nächstes messen möchte und was ich beim Messen erwarte. So kann ich dann den Fehler weiter einkreisen, bis die Ursache gefunden ist. Meist „überschlafe“ ich meine neu gewonnenen Erkenntnisse und wache dann am Morgen mit neuen Ideen zur Lösung der Problems auf.

Ihr ahnt nun also, dass das seltenst eine schnelle Sache ist, so eine Reparatur, weil die Fehler sehr unterschiedlich sein können.